27.06.2025

Cyberversicherungen: Sicherheit oder Scheinsicherheit?

Warum Cyberversicherungen für Unternehmen kein Ersatz, sondern eine Ergänzung zu IT-Sicherheitsmaßnahmen sind.

Hintergrund:
Cyberangriffe zählen laut dem Allianz Risk Barometer 2025 erneut zu den größten Geschäftsrisiken weltweit. Besonders mittelständische Unternehmen sehen sich zunehmend mit den Folgen von Hackerangriffen konfrontiert: Datenverluste, Betriebsunterbrechungen und finanzielle Schäden sind nur einige der Konsequenzen.

Cyberversicherung – Was steckt dahinter?
Cyberversicherungen versprechen, finanzielle Schäden nach einem Sicherheitsvorfall abzufedern. Sie übernehmen z. B. Kosten für IT-Forensik, Krisenkommunikation, Rechtsberatung oder Wiederherstellung von Daten. Auch Forderungen Dritter, wie etwa Geschäftspartner oder Kunden, können gedeckt sein, wenn deren Daten durch den Angriff kompromittiert wurden.

Aber: Der Schutz beginnt früher.
Versicherung allein reicht nicht. Viele Unternehmen – insbesondere kleine und mittlere Betriebe – unterschätzen, wie schnell ihre eigene IT-Infrastruktur durch Social-Engineering-Angriffe oder Schwachstellen kompromittiert werden kann. Laut einer Umfrage des GDV und Forsa verfügen 69 % der befragten Unternehmen nicht einmal über grundlegende IT-Sicherheitsmaßnahmen.

Was Unternehmen jetzt tun müssen:

  • IT-Sicherheitsmaßnahmen umsetzen: Dazu gehören z. B. regelmäßige Backups, Firewalls und Updates.
  • Mitarbeitende schulen: Social Engineering zielt auf den Faktor Mensch ab – hier ist kontinuierliche Sensibilisierung nötig.
  • Cyberversicherung prüfen: Eine Police kann dann sinnvoll sein, wenn sie auf die konkreten Risiken und Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist.

Cyberversicherungen bieten Chancen…
Eine gute Police kann Unternehmen im Ernstfall helfen, Schäden zu minimieren und schnell zu reagieren – gerade durch 24/7-Support oder klare Handlungspläne. Sie sind aber kein Allheilmittel.

…aber keine Abkürzung zur Sicherheit
Nur wer sich aktiv um seine IT-Sicherheit kümmert, erfüllt überhaupt die Voraussetzungen für den Abschluss einer solchen Versicherung. Versicherer verlangen in der Regel Mindeststandards – wer diese nicht erfüllt, bekommt keinen Schutz oder steht im Schadensfall ohne Leistung da.

Wichtig:
Die Obliegenheiten, die mit dem Abschluss einer Cyberversicherung einhergehen, sind mittlerweile so hoch, dass sie faktisch nur mit einem sehr hohen Sicherheitsniveau erfüllbar sind. Dazu zählen u. a. ein etabliertes Schwachstellenmanagement, ein dokumentiertes ISMS nach gängigen Standards (z. B. ISO/IEC 27001), sowie ein kontinuierliches Monitoring sicherheitsrelevanter Systeme.
Selbst im Schadensfall ist höchste Sorgfalt geboten: Es gelten strenge Meldefristen, und die Versicherung prüft im Nachgang sehr genau, ob alle vertraglich vereinbarten Obliegenheiten eingehalten wurden – mit dem klaren Ziel, im Zweifelsfall nicht leisten zu müssen.

Fazit:
Cyberversicherungen sind sinnvoll – aber nur als Teil eines ganzheitlichen IT-Sicherheitskonzepts. Unternehmen sollten den Fokus nicht auf „Was zahlt die Versicherung?“ legen, sondern fragen: „Wie verhindere ich, dass der Ernstfall überhaupt eintritt?“

 

„Cyberversicherungen sind kein Freifahrtschein – sie prüfen im Ernstfall akribisch. Wer die hohen Sicherheitsanforderungen nicht erfüllt, bleibt auf dem Schaden sitzen.
Ziel muss es sein, gar nicht erst auf die Versicherung angewiesen zu sein – denn Image und Reputation lassen sich nicht versichern.
Sicherheit bleibt Chefsache.“ – Florian Laumer, Customer Success Manager, PASSION4IT GmbH