Wie Führungskräfte den digitalen Wandel vorleben

Schnelle Veränderungen, Unbekanntes, Komplexität und ein steigendes Freiheitsbedürfnis der Mitarbeiter – der digitale Wandel verlangt Führungskräften neue Fähigkeiten ab. Welche Kompetenzen sind entscheidend? Was zeichnet eine moderne Führungskraft aus, der Mitarbeiter gern folgen?

 

Planung bedeutet schrittweise und flexibel zu bleiben

Führungskräfte der alten Schule stoßen im Umfeld hoher Volatilität häufig an ihre Grenzen. In Zeiten schwierig prognostizierbarer Entwicklungen können Projekte schnell scheitern, wenn Teamleiter an einem einzigen Plan festhalten, den die Mitarbeiter unter allen Umständen abarbeiten sollen. Viele Einflussfaktoren können starr angelegte Vorhaben durchkreuzen. Also lieber gleich fünf Pläne schmieden?

Zwar ist es ratsam mehrere Handlungswege in petto zu haben, dennoch ist es entscheidender flexibel zu bleiben und auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Ein größeres Ziel bzw. eine Vision sollte die Führungsebene immer vor Augen haben. Auf dem Weg dorthin sollte diese offen für neue Teilziele oder Abweichungen bleiben.

Agile Prozesse mit kurzen Iterationen sind ein guter Ansatz, um strukturiert und planvoll, aber nicht zu starr in den eigenen Projekten zu agieren. Was muss eine Führungskraft mitbringen, um diese Rolle zu erfüllen?

 

Inspirierend, willensstark und zielstrebig – ein Role Model

Denkt einmal an eure persönlichen Vorbilder. Befindet sich darunter ein Vorgesetzter – eventuell aus der Vergangenheit – der mit einem guten Beispiel vorangegangen ist und euch zu neuen Zielen motiviert hat? Falls ja, ist das sehr gut. Denn eine Führungskraft sollte ein Vorbild sein. Ein Teamleader verhält sich so, dass Mitarbeiter diese Person ernst nehmen und sich an ihr orientieren. Sie empfinden die Ideen und Vorhaben als sinnvoll und positiv. Sie sind sehr engagiert, die Führungskraft bei der Umsetzung zu unterstützen.

Wie wird eine Führungskraft zu einem Vorbild, das eine Vision aufkeimen lässt und die Leidenschaft für ein Projekt zum Lodern zu bringt, für das alle brennen?

 

Führungskräfte als Superhelden?

In einer langjährigen Studie von Google hat das beauftragte Projektteam „Oxygen“ Merkmale identifiziert, die einen idealen Teamleader ausmachen. Dazu zählt es zum Beispiel Mitarbeiter coachen zu können, eine sichere Wohlfühlatmosphäre zu schaffen, Mikromanagement zu vermeiden, produktiv, strategisch sowie visionär zu sein. Doch allein die Frage nach einer perfekten Führungskraft ist schwierig. Schließlich bleibt ein Chef bzw. eine Chefin nach wie vor ein Mensch, der sowohl Stärken als auch Schwächen mitbringt.

Auch wenn eine Führungskraft nicht alle Skills von Natur aus mitbringt, kann er sich einige antrainieren und sich diese im Arbeitsalltag angewöhnen.

Dazu zählt zum Beispiel: Präsenz. Ein guter Teamleiter ist anwesend und zeigt sich am besten regelmäßig. Das ist nicht mit einem strengen Lehrer in einem unbeliebten Schulfach vergleichbar, der eine starke Kontrolle ausübte und ständig ermahnte. Zwang und Angst, ausgelöst durch autoritäres Handeln, sind KEIN guter Motivator. Vielmehr geht es darum, Mitarbeitern zur Seite zu stehen, in Kommunikation zu treten und herauszufinden, was sie brauchen, um gemeinsame Ziele zu erreichen.

 

Wir halten zusammen – das ist doch Ehrensache!

Damit Vorgesetzte das notwendige Vertrauen der Mitarbeiter erhalten, sollten diese als verlässlicher und stabiler Partner auftreten. Je nach Branche können immer Schwankungen auftreten, beispielsweise ausgelöst durch eine unsichere politische Lage. Diese können sehr belastend für alle sein und besonders dann lähmend wirken, wenn Angestellte keinen Einfluss auf die Umstände nehmen können. Speziell in schwierigen Zeiten sollte eine Führungskraft Verständnis, Zuversicht und eine gewisse Ruhe ausstrahlen. Nur so ist es möglich, weiterhin konzentriert am gemeinsamen Projekt zu arbeiten.

 

Das ist es mir Wert

Wie kann ein Vorgesetzter zeigen, dass er bzw. sie das Projekt, die gemeinsame Arbeit und die Mitarbeiter ernst nimmt bzw. wertschätzt? Es beginnt bereits bei dem Auftreten. Körperhaltung, Kleidung und Verhaltensweisen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung der Mitarbeiter und auch Kunden.

Im Idealfall zeigt sich eine Führungskraft von seiner besten Seite, ähnlich wie bei einem Rendezvous. Bleiben wir doch einmal bei dem Rendezvous. Würdet ihr euch für jemanden interessieren und ein Commitment eingehen, wenn die Person zu spät in Jogginghose zum Dinner erscheint und auch noch den Drink allein austrinkt, ohne euch etwas anzubieten? Vermutlich wärt ihr enttäuscht und verärgert über eure verschwendete Zeit. Während ihr euch so viel Mühe gegeben habt, kommt von der anderen Person nicht ansatzweise eine Bemühung zurück.

Eine gute Führungskraft zeigt diese Mühe. Sie wirbt um Mitarbeiter und um das gemeinsame Ziel, das alle Beteiligten verfolgen. Übrigens: In Zeiten zunehmender Digitalisierung gilt dies besonders auch für das Homeoffice. Vorgesetzte sollten am besten immer pünktlich in Online-Meetings erscheinen, sich angemessen kleiden und sich interessiert zeigen.

 

Wir können darüber reden

Damit kommen wir zum nächsten wichtigen Punkt: Medien- und Kommunikationskompetenz. Genauso wichtig wie die Kommunikation selbst, ist das Medium. Führungskräfte sollten ein Gespür dafür entwickeln, wann sie Informationen per E-Mail verbreiten, was sie in einem (Online-)Meeting erzählen und wann das persönliche Gespräch unter vier Augen angebracht ist.

Auch wenn die Kommunikation digital stattfindet, sollte diese nie einseitig verlaufen. Es sollte stets ein Dialog möglich sein und eine Interaktion entstehen können. Wie das gelingt? Oft reichen schon einfache Fragen aus, wie zum Beispiel: „Was brauchen Sie von mir, um Ihre Aufgabe zu erfüllen?“ oder „Was ist Ihre Meinung zu dem Projekt?“. Dagegen sind Fragen über andere Mitarbeiter kontraproduktiv und können sogar zu einem Stimmungskiller im gesamten Team werden. Auch Suggestivfragen, wie zum Beispiel: „Empfinden Sie meine Idee auch als die beste?“, sind eher ungeeignet.

 

Über Privates plaudern?

Eine vertrauenswürdige Führungskraft zeichnet sich durch Authentizität aus. Dies gelingt nur, wenn sich diese so zeigt, wie sie als Mensch ist. Auch wenn ein Vorgesetzter in der Hierarchie über anderen steht, können kleine Selbstoffenbarungen sehr menschlich und sympathisch wirken. Dabei muss es sich nicht um eine detaillierte Info über den eigenen Beziehungsstatus oder die Krankheit eines Verwandten handeln. Es geht auch selbstverständlich nicht darum, sich angreifbar zu machen. Oft reicht schon ein auflockernder Smalltalk oder ein Gespräch über ähnliche Hobbys oder gemeinsame Erlebnisse.

Ein persönliches Gespräch kann ein Türöffner für eine Begegnung auf Augenhöhe sein. Auch wenn die Rollen in der Berufswelt klar definiert sind, begegnen sich zwei Menschen. Diese bringen immer Emotionen und Wünsche mit. Es ist sehr wichtig, sich die Menschlichkeit immer wieder bewusst

 

So habe ich das nicht gemeint – oder vielleicht doch?

Neben Nahbarkeit, Teamfähigkeit und Zielorientierung sollte eine Führungskraft stets offen für konstruktive Kritik sein. Immerhin zeigt diese das Interesse des Mitarbeiters und auch dessen Mut. Er oder sie bringt sich in diesem Moment aktiv in das Unternehmen ein. Ein Teamleiter sollte eine kritische Äußerung immer ernsthaft aufnehmen und auswerten. Gegebenenfalls ist sie tatsächlich ein wichtiger Anstoß für eine Verbesserung.

 

Entscheidende Eigenschaften erfolgreicher Führungskräfte

Die eben aufgeführte Kritikfähigkeit bedeutet gleichzeitig immer offen für neue Wege zu sein und Flexibilität zu bewahren, ohne übergeordnete Ziele aus den Augen zu verlieren. Ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Interaktion und Feinfühligkeit sind ebenso wichtige Eigenschaften, wie strategisches Denken, Entscheidungsfreude, Ehrlichkeit und Aufgeschlossenheit, wenn es darum geht, als echtes Vorbild zu handeln.