Um die Digitalisierung erfolgreich im Unternehmen voranzubringen, braucht es mehr als ein paar neue To-dos für die IT-Abteilung oder eine digitale Hauruck-Aktion, wie einen „ThinkThank“ oder „Digital Lab“. Auch eine eigene App hat noch keinem Unternehmen die Weltherrschaft beschert.
Nein, es braucht viel mehr – und zwar eine Einstellungsänderung in Richtung Digital Mindset. Doch was bedeutet der Begriff überhaupt? Warum sind hier besonders Personalabteilungen gefragt? Wie schafft Ihr Unternehmen den Weg in noch stärker digitalisierte Welten, ohne dabei überstürzt zu handeln?
Erfahren Sie mehr über digitale Denkweisen.
Was bedeutet Digital Mindset?
Mindset lässt sich aus dem Englischen mit Denkweise oder auch Mentalität übersetzen. Als komplexes Konstrukt umfasst es die geistige Haltung, Lebensphilosophie und Orientierung eines Menschen.
Erfahrungen, Erinnerungen, Wissen, kognitive Prozesse, Werte, Einstellungen, Überzeugungen und Ziele – all diese Faktoren beeinflussen sich im Rahmen des Mindsets gegenseitig. Die jeweiligen Ausprägungen erzeugen verschiedene Interpretationen von Ereignissen und Reaktionen im Lebensalltag.
Doch was ist nun ein digitales Mindset?
Ein enorm wichtige Eigenschaft von Personen mit einem Digital Mindset besteht im Verständnis von Zusammenhängen verschiedener Technologien und Online-Welten. Sie weisen oft folgende Eigenschaften auf:
- Sehr gutes Verständnis von digitalen Prozessen
- Schnelles Erlernen neuer Software
- Erkennen von Automatisierungspotenzialen
- Hohe Kommunikationsfähigkeit auf Social-Media-Plattformen
- Starkes Interesse an technischen Neuheiten
- Fähigkeit, in digitalen Welten zu improvisieren
- Hoher Drang danach, Neues auszuprobieren
- Ausgeprägte Proaktivität
- Einsatz von Online-Tools im Alltag
- Streben nach möglichst effizienten Arbeitsprozessen
- Intelligente Nutzung von digitalen Werkzeugen
Verschiedene Persönlichkeitsstile an Bord
Wenn es einen Herrn oder eine Frau „Digital Mindset“ gäbe, hätte die Person genau die eben beschriebenen Eigenschaften. Aber so stereotypisch ist unsere Welt nicht. Digital Mindsets haben immer zusätzliche Wesensmerkmale und können in ihrer gesamten Komplexität nicht komplett identisch sein.
Im Rahmen der Digitalisierung sind mehrere Persönlichkeitsstile gefordert. Der quirlige und querdenkende Mitarbeiter A, der immer seine neuesten Ideen in seinem Team teilt, ist genauso für den Erfolg entscheidend, wie Mitarbeiter B, der sehr analytisch arbeitet und komplexe Aufgaben hervorragend priorisieren kann. Was zählt, ist eine heterogene und ganz bunt gemischte Zusammenstellung.
Genau an dieser Stelle ist Ihre Personalabteilung gefragt! Sie sollte nach verschiedenen Persönlichkeiten Ausschau halten, die sich gegenseitig ergänzen und sich langfristig an Ihr Unternehmen binden wollen. Die Mitarbeiter sollten in der Lage sein, moderne Arbeitsweisen langfristig mit einem passenden Digital Mindset zu verinnerlichen.
Doch welche Erfolgsfaktoren sind darüber hinaus entscheidend?
Digital Mindsets im Firmenalltag – 3 Erfolgsfaktoren
Im Laufe der Digitalisierung haben sich drei sehr wichtige Erfolgsfaktoren herauskristallisiert, die Unternehmen langfristig voranbringen. Verschaffen Sie sich hier einen Überblick:
- Erfolgsfaktor 1: Finden Sie passende Persönlichkeitstypen mit den passenden Skills.
- Erfolgsfaktor 2: Legen Sie Wert auf eine moderne IT-Abteilung, die technologisch smarte Lösungen für die Herausforderungen der Fachabteilungen flexibel zur Verfügung stellen kann.
- Erfolgsfaktor 3: Leben Sie eine offene, neugierige und mutige Unternehmenskultur, die flexibel und agil auf Veränderungen reagieren kann.
Legen Sie mit der Standortbestimmung los
Ist Ihr Unternehmen noch etwas holprig unterwegs, wenn es um neue Technologien geht? Schlagen viele Ihrer Mitarbeiter bzw. Kollegen die Hände vor dem Kopf zusammen, wenn sie „schon wieder“ ein neues Tool erlernen müssen? Es ist aber allerhöchste Zeit für neue, digitalisierte Prozesse?
Dann beginnen Sie am besten im ersten Schritt mit einer Standortbestimmung. Nein, nicht auf Google Maps – sondern in Ihrer Organisation bzw. Ihrem Unternehmen. Wie ist Ihre Firma aufgebaut? Ist sie stark hierarchisch geprägt oder lebt sie von sehr flachen Hierarchien mit schnellen Entscheidungswegen?
Unter Mitarbeitern mit eher konservativen Denkweisen werden vermutlich keine Freudenstürme ausbrechen, wenn Sie diese in einen Meeting-Raum zum „Design Thinking“ stecken. Nein, hier ist Fingerspitzengefühl gefragt.
Werfen Sie im ersten Schritt lieber einen Blick auf die internen Kommunikationskanäle. Stimmen sich viele Kollegen persönlich ab oder laufen Absprachen eher per E-Mail, Chat oder Video? Wie produktiv sind die regelmäßigen Teammeetings, wie ist die Arbeitslast und bleibt genügend Raum für Ideen und Innovationen? Wo ist Optimierungsbedarf?
Je nachdem können Sie zunächst praktische Plattformen zur Zusammenarbeit, wie beispielsweise Microsoft SharePoint, Salesforce Quip oder Trello, einführen.
Neue Tools – Digitalisierung erledigt?
So einfach ist das leider nicht. Häufig entsteht der Trugschluss, dass sich Probleme in Luft auflösen werden, sobald die IT-Abteilung eine neue Technologie integriert hat.
An dieser Stelle sollten Sie Verständnis erzeugen, indem Sie Mitarbeitern das „Warum“ erklären. Mit einem entsprechenden „adoption plan“ können sie Aufklärungsarbeit leisten und Ihre Digitalisierungsvorhaben langfristig im Unternehmen etablieren.
Die nachfolgenden Vorgehensweisen können Ihnen dabei zusätzlich helfen.
Tipps für die Etablierung einer digitalen Unternehmenswelt:
- Realisieren Sie regelmäßige Teammeetings per Videokonferenzen, um den Informationstausch zu optimieren
- Nehmen Sie persönliche Gespräche vor, um über Sorgen und Verbesserungsmöglichkeiten zu sprechen
- Fördern Sie das Querdenken durch die Etablierung neuer Arbeitsgruppen aus fachfremden Abteilungen
Die wichtigsten Handlungsfelder
Wie eben beschrieben, ist es nicht die alleinige Aufgabe der IT-Abteilung, die Digitalisierung voranzubringen. Nein, es ist die Kombination aus mehreren Bereichen, die ideal ineinander greift und dem Unternehmen die nötige Geschwindigkeit verleiht, sich schnell und flexibel an unsere volatile Welt anzupassen.
Der heilige Gral der Digitalisierung vereint die Handlungsfelder: Technologie, Menschen und Prozesse.
Unternehmen brauchen Personen, die diese drei Disziplinen beherrschen. Als motivierender Anstifter der Digitalisierung sind vor allem Generalisten gefordert, die genau diese Bereiche im Blick behalten. Die jeweilige Umsetzung erfolgt letztendlich im Team mit den jeweiligen Spezialisten.
Denken Sie dabei auch immer über Unternehmensgrenzen hinweg! Schaffen Sie die Basis für eine offene Zusammenarbeit, tauschen Sie sich aktiv aus und teilen Sie Ihr Wissen.
Wer weiß – vielleicht ergibt sich dadurch schon morgen eine neue Geschäftsidee oder eine lukrative Kooperation.
Fehler in der Digitalisierung sind gut … oder doch nicht?!
Sind Ihnen auf dem bisherigen Weg der Digitalisierung Fehler passiert? Haben Sie neue Software etabliert, die nicht funktioniert hat?
Keine Sorge, das passiert. Aber fokussieren Sie sich nicht zu sehr auf Fehlschläge. Einige Firmen und Buchtitel werben heute fast schon mantraartig mit „fail fast, fail often“.
Aber regelmäßige Niederlagen sollten nie das Ziel neuer Vorhaben sein! Sonst schleichen sie sich als selbsterfüllende Prophezeiung regelmäßig in Projekte ein.
Sollte eine Unternehmung trotzdem einmal scheitern, dann raten wir den Verantwortlichen, Ruhe zu bewahren und Haltung anzunehmen. In den Köpfen vieler Chefs bedeuten Fehler häufig eine Katastrophe. Die Folge? Sie suchen nach Sündenböcken oder versuchen den Fehlschlag unter den Teppich zu kehren.
Dabei gibt es viel elegantere Vorgehensweisen.
Der offene Umgang mit Fehlschlägen
Versuchen Sie zunächst aus der Schockstarre zu gelangen und wählen Sie den offenen Umgang mit Fehlern. Das Motto lautet: durchatmen, Schultern zurück, Fehler zugeben und anschließend Krone richten.
Machen Sie in solchen Phasen das, was von Führungskräften erwartet wird:
Gestehen Sie sich das Scheitern ein und arbeiten Sie die Gründe auf. Kommunizieren Sie Ihren Mitarbeitern ganz offen und transparent, was der Fehler gekostet hat. Lernen Sie einfach für die Zukunft daraus. Wenn Sie Fehler schonungslos offen analysieren, sind Sie sehr gut für das digitale Zeitalter gerüstet!
Die größten Fallen auf der digitalen Reise
Folgendes sollte Ihnen bewusst sein: Unterwegs werden Sie Stolpersteinen begegnen, die in Digitalisierungsprozessen immer wieder auftauchen. Mit Fokus und Feingefühl können Sie diese aber wunderbar überwinden.
Sei es die Angst vor dem Arbeitsplatz oder grundsätzliches Misstrauen – jede Veränderung erzeugt Widerstand. Vermitteln Sie bei Prozessänderungen immer das „Warum“ und versuchen Sie sich mit Verständnis auf die Sorgen der Kollegen einzulassen.
Eine weitere Falle besteht im Erfolg. Fragen Sie sich gerade, wie Erfolg ein Problem sein kann?
Leider frisst er häufig Innovationen. Denn erfolgreiche Unternehmen ruhen sich oft auf ihren Lorbeeren aus. Sie verpassen den entscheidenden Aufsprung auf wichtige Trends oder den Absprung von unnötigen Altlasten.
Besser ist es, neue Innovationen zu wagen – selbst wenn das Erfolgsbarometer heute noch auf „Sehr gut“ steht.
Behalten Sie zudem die langfristigen Ziele im Blick und nehmen Sie sich ausreichend Zeit für konkrete Pläne. Mitten im Arbeitsalltag denken wir oft nicht daran, an strategischen Neuentwicklungen zu arbeiten. Kurzfristiger Erfolg ist zwar wichtig, aber dieser sollte nie zur Last von mittel- und langfristigen Vorhaben fallen.
Förderung von Digital Mindsets –Tipps zum Schluss
Digitalisierung ist ein Schlüssel zu nachhaltigem Unternehmenserfolg. In der Theorie können nicht alle Mitarbeiter etwas dazu beitragen, da nicht jeder über ein ausgeprägtes, digitales Mindset verfügt. Aber versuchen Sie trotzdem alle Beteiligten auf die digitale Reise mitzunehmen. Je mehr Sie selbst vorleben, desto mehr werden Ihre Mitreisenden ein neues Mindset verinnerlichen.
Dies kann besonders dann gelingen, wenn Sie sowohl Personalabteilung als auch IT-Abteilung mobilisieren. Auf der Fahrt werden Sie Rückschläge erleben, aber behalten Sie das langfristige Ziel vor Augen, und die Vision im Herzen!
Unterwegs können Sie nach Menschen in Ihrer Organisation suchen, die sich gern vernetzen. Bauen Sie mit digitalen Vorreitern ein Kernteam auf, das andere durch den Dschungel der Digitalisierung führt.
Und ein entscheidender Rat am Ende: Wissen ist heute ein fundamentaler Baustein, wenn es um die Förderung von Digital Mindsets geht. Schließlich ist Wissen der einzige Rohstoff, der sich vermehrt, je mehr wir ihn teilen – also teilen Sie es!
Lassen Sie sich dabei gern von Mitstreitern inspirieren, aber suchen Sie ganz individuelle Pfade, um rechtzeitig am Reiseziel der Digitalisierung anzukommen.